In der Erforschung der neulateinischen Literatur nimmt die Universität Innsbruck international eine führende Rolle ein. Dieser Schwerpunkt wird nun mit der Bewilligung eines Spezialforschungsbereichs für Neulateinische Studien durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF weiter gestärkt. Insgesamt stehen für das neue Forschungsnetzwerk in den kommenden vier Jahren rund 3,9 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Neulateinforschung hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht zuletzt durch verschiedene Initiativen an der Universität Innsbruck, erhebliche Fortschritte gemacht hat. „Unter Karlheinz Töchterle, Professor für Klassische Philologie und später Rektor, haben wir uns an der Universität Innsbruck verstärkt der Erforschung der neulateinischen Literatur gewidmet, zunächst in Tirol und dann weit darüber hinaus", erzählt Florian Schaffenrath, der Sprecher des neuen Spezialforschungsbereich für Neulateinische Studien. „Die Gründung des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Neulateinische Studien 2011 hat diesen Schwerpunkt deutlich gestärkt und wir konnten uns international einen Namen als Forschungszentrum für neulateinischen Literatur machen." Die Forschungen am Institut für Klassische Philologie und Neulateinische Studien der Universität Innsbruck haben unter anderem die bedeutende Rolle der neulateinischen Literatur bei der Herausbildung des frühmodernen Europa herausgearbeitet.
Neue Einblicke in die frühneuzeitliche Welt
Die Neulateinforschung kämpft weiterhin mit zwei Problemen: Erstens ist die kulturelle und lebensweltliche Verankerung der in der Frühen Neuzeit entstandenen lateinischen Literatur bisher nur punktuell erforscht, so dass das Verständnis ihrer vielfältigen Funktionen in dieser Epoche unscharf bleibt. Zweitens sind die meisten neulateinischen Texte für Frühneuzeitforscher:innen, die des Lateinischen nicht mächtig sind, nach wie vor kaum zugänglich, weshalb sie diese Texte bisher weitgehend ausblenden. Der neue Spezialforschungsbereich an der Universität Innsbruck will diese Lücken schließen. Die Wissenschaftler:innen in Innsbruck und Freiburg werden gemeinsam die Wechselwirkung der neulateinischen Literatur mit zentralen Aspekten der frühneuzeitlichen Welt beleuchten und es durch eine strukturierte Zusammenstellung von digitalen Werkzeugen (Datenbank, Textsammlung, KI zur Erschließung neulateinischer Texte) ermöglichen, dass Forscher:innen im Bereich der Frühneuzeit neulateinische Texte als Quellen für ihre Fragestellungen finden und selbständig nutzen.
Für das neue Forschungsnetzwerk stehen in den kommenden vier Jahren insgesamt 3,9 Millionen Euro zur Verfügung. Nach erfolgreicher Evaluierung verlängert der Wissenschaftsfonds FWF die Förderung um weitere vier Jahre. Mit Spezialforschungsbereichen will der FWF außerordentlich leistungsfähige, eng vernetzte Forschungseinheiten zur Bearbeitung von langfristig angelegten, aufwendigen Forschungsthemen aufbauen. Die finanziellen Mittel des Förderprogramms stammen vom Fonds Zukunft Österreich.